Vietnam
„Ich zeichne einfach das, was ich erlebe. So einfach ist das. Wenn ich Kinderbücher mache, denke ich an meine Kindheit. Jeder hatte mal eine Kindheit. Ich mache Erotikbücher, weil ich Sex habe wie jeder Mann von guter Gesundheit. Und wenn gegessen wird, wird gegessen. Wenn ich wütend bin, zeichne ich meine Wut; wenn Vietnamkrieg ist, protestiere ich gegen den Vietnamkrieg“, erklärt Tomi Ungerer.
Der Zweite Weltkrieg, den er als Kind miterleben musste, hinterließ in Tomi Ungerer einen wilden Hass gegen alle Art von Konflikt. Ungerer ist Humanist und überzeugter Kriegsgegner. 1967, als er gerade in New York lebt, wird der Zeichner von einem Kollektiv aus Studenten und Professoren der Columbia University um Bilder für eine Kampagne gegen den Vietnamkrieg gebeten – doch seine Entwürfe werden als zu provokant bewertet und abgelehnt. Mithilfe eines Freundes, des Verlegers Richard Kasak, lässt Ungerer sieben von ihnen auf Selbstkosten drucken. Sie alle arbeiten mit aggressiven Linien und kontrastreichen Farben; manche lehnen sich an Mythen an (Chronos) oder greifen politische Slogans auf, wie das berühmte „Give“ der Wohltätigkeitsaktionen. „Eat“ spielt auf gewisse Foltermethoden an, und die fettleibige Freiheitsstatue neben dem Aufruf „Join the free and fat society“ ist eine offene Kritik an der Konsumgesellschaft.
So gab die Kampagne dem Künstler schließlich die Gelegenheit, die Entgleisungen der amerikanischen Politik offen und kompromisslos an den Pranger zu stellen.