Black Power/ White Power
„Ich habe mein Können stets in den Dienst meines Engagements gestellt“, erklärt Tomi Ungerer.
Kaum ein Thema der amerikanischen Politik behandelte er so ausführlich wie die Rassentrennung. Bei seiner Ankunft in den USA musste er entsetzt feststellen, dass schwarze und weiße Bürger dort nicht gleichberechtigt waren und dass in der amerikanischen Gesellschaft keine Integration, sondern Ausgrenzung stattfand.
„Black Power / White Power“ (1964) entstand ursprünglich für die Titelseite der New Yorker Zeitschrift „Monocle“ und ging letztlich um die Welt. Tomi Ungerer wagte es, beide Lager zur Verantwortung zu ziehen, indem er eine schwarze und eine weiße Gestalt einander gegenüberstellte wie zwei Figuren auf einer Spielkarte. Beide beginnen, den jeweils anderen zu verschlingen … Die Schlagworte „Black Power / White Power“, die je auf die Black Panthers / den Ku-Klux-Klan verweisen, verorten das Bild in einem besonderen zeitlichen Kontext und deuten darauf hin, dass jeder Extremismus nahe am Faschismus ist.
Tomi Ungerer bleibt hier dem Stil treu, den er üblicherweise für politische Plakate verwendete und der das Motiv noch dramatischer wirken lässt: Die Umrisse sind dick und schwarz, die wenigen Farben stehen in Kontrast zu den Schwarz- oder Weißnuancen. Der braune Hintergrund kann als Symbol für Vermischung gelesen werden.
Das eindrücklich-zynische Bild wurde, gemeinsam mit den Plakaten gegen den Vietnamkrieg, zu einem beliebten Motiv für Protestposter, das dem berühmten „Che Guevara“ von Paul Davis in nichts nachstand.