Babylon

1979
Tomi Ungerer
Aus Konservierungsgründen oder aufgrund der wechselnden Präsentation sind manche der beschriebenen Werke möglicherweise nicht ausgestellt.
« We want mothers », dessin pour Babylon,[1977-1979], Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo : Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

„Die Satire: ein Bereich, in dem der Künstler Feuerzeug und Flammenwerfer zugleich ist und die Lust des Brandstifters entdeckt,“ bekennt Tomi Ungerer.

Mit „Babylon“ (1979) setzte Tomi Ungerer die sozialkritische Arbeit fort, die er in den USA begonnen hatte. In 110 Zeichnungen stigmatisiert er die Übel der aufkommenden Konsumgesellschaft und geht dabei über die bloße Sozialsatire seiner amerikanischen Jahre hinaus: „Babylon“ ist eine regelrechte Streitschrift mit überraschend brutalen Bildern, die der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt im Vorwort als „Hieroglyphen des Terrors“ bezeichnet. Ungerer zeigt sich hier als bekennender Antimilitarist, thematisiert aber auch andere gesellschaftliche Entwicklungen. Seine Frauenporträts zeigen langzähnige Working Girls, uniformierte Hausfrauen mit Mickey-Maus-Ohren und Mütter von bulimischen Familien … Für „Babylon“ legte Tomi Ungerer die Tuschefeder seiner Cartoon-Zeit beiseite und schuf mit einem weichen Bleistift satte, schwungvolle Linien und schraffierte Flächen. Sein Stil ist hier sehr frei, geradezu virtuos, und zieht auch den weißen Untergrund des Papiers in die Komposition mit ein. Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass er in der Tradition des Grafikers Honoré de Daumier steht, der im 19. Jahrhundert für seine politischen und sozialkritischen Karikaturen bekannt wurde. 

« We want mothers », dessin pour Babylon,[1977-1979], Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo : Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg
« We want mothers », dessin pour Babylon,[1977-1979], Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo : Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg