Der Mondmann

1966
Tomi Ungerer
Aus Konservierungsgründen oder aufgrund der wechselnden Präsentation sind manche der beschriebenen Werke möglicherweise nicht ausgestellt.
Sans titre, dessin pour Jean de la Lune, vers 1966, Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo : Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

„Dies ist die ewige Geschichte des Fremdlings, der anders ist als die anderen. Durch seine Neugier stolpert er in ein Abenteuer, das fast ein böses Ende nimmt. Ein bisschen wie bei mir“, bekannte Tomi Ungerer.

„Der Mondmann“ (1966) erzählt die Geschichte des Mondmannes, der sich auf seinem Erdsatelliten langweilt und von einem Besuch auf der Erde träumt, deren Bewohner er im Mondenschein tanzen sieht. Doch als er seinen Traum verwirklicht, wird er alles andere als freundlich empfangen. Staat, Armee und Bevölkerung stellen sich ihm in den Weg. Die Fabel erinnert daran, dass Individualität in Zeiten von Intoleranz und totalitärer Macht keinen Platz hat – und in einer Welt, in der sein Anderssein nicht akzeptiert wird, findet der Mondmann das Glück schließlich weitab der Menschen, in der Natur. Seine Begegnung mit dem verrückten Wissenschaftler Bunsen van der Dunkel erweist sich als rettender Zufall, denn der Gelehrte hat gerade eine Rakete gebaut und schießt den Mondmann zurück nach Hause.

Die Science-Fiction-Geschichte war bei ihrem Erscheinen, drei Jahre vor der ersten bemannten Mondlandung, hochaktuell. Sie ist natürlich eine Kritik an sozialem Ausschluss und Intoleranz; aber auch eine augenzwinkernde Hommage an Jules Verne, dessen Romane der Autor als Kind verschlungen hat. Der Mondmann ist ein ungewöhnlicher Held, ein Träumer. Stilistisch erinnert das Buch an „Die drei Räuber“: Wie dort arbeitete Ungerer mit zweidimensionalen Tuschezeichnungen in satten oder verdünnten Farben, die er diesmal jedoch detailreicher gestaltete. 

Sans titre, dessin pour Jean de la Lune, vers 1966, Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo : Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg
Sans titre, dessin pour Jean de la Lune, vers 1966, Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo : Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg