Die drei Räuber

1961
Tomi Ungerer
Aus Konservierungsgründen oder aufgrund der wechselnden Präsentation sind manche der beschriebenen Werke möglicherweise nicht ausgestellt.
Sans titre, dessin pour Les Trois Brigands, 1961, Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo: Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

„Als es in den ‚Drei Räubern‘ um die Donnerbüchse ging, sagten sie zu mir: ‚No, it’s a gun‘. Damals habe ich stark darum gekämpft, den Wortschatz der Kinder zu erweitern. Denn je mehr Wörter man kennt, umso mehr Fantasie hat man,“ erklärt Tomi Ungerer.

Tomi Ungerers berühmtestes Buch „Die drei Räuber“ (1961) ist eine freie Adaption von Wilhelm Buschs Bildergeschichte „Die kühne Müllerstochter“ (1868) – nur dass die Räuber bei Tomi nicht sterben, sondern schließlich die Waisenkinder befreien. Derartige Anti-Helden waren für die damalige Jugendliteratur höchst ungewöhnlich: Die Räuber haben kein Gesicht, keine Identität; sie sind einfach nur Räuber. Die Heldin der Geschichte hat durchaus einen Namen: Sie heißt Tiffany, nach dem berühmten Luxuskaufhaus in New York; ein augenzwinkernder Verweis des Autors auf die Konsumgesellschaft, die er verurteilt. Das blonde Mädchen ist die strahlende Gegenfigur zu den finsteren Räubern in ihren langen schwarzen Mänteln, und ihre Puppe – ein Symbol der Kindheit – das perfekte Gegenstück zu Donnerbüchse, Beil und … einem Blasebalg mit Pfeffer.

Als Tiffany die Räuber fragt, was sie mit dem gestohlenen Geld vorhätten, antworten diese nicht. Sie haben ihre Unschuld verloren. Zwei Welten treffen aufeinander.

In Tomi Ungerers Jugendbüchern werden die Kinder zu Akteuren. Durch einen Umkehrungsprozess, der ihnen echte Macht verleiht, rufen sie in den Erwachsenen eine Veränderung hervor. Das ist vielleicht einer der Gründe dafür, dass die zeitlose Geschichte so viele Lesergenerationen begeisterte. Ein weiterer Grund sind sicher die Illustrationen: Die großen, zweidimensionalen, schwarzen oder farbigen Tuschezeichnungen in japanischem Stil sind leicht verständlich; die Farben sind kontrastreich, und die Gestalten heben sich deutlich vor dem blauen, sorgfältig mit Filzstift gemalten Hintergrund ab.

Sans titre, dessin pour Les Trois Brigands, 1961, Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo: Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg
Sans titre, dessin pour Les Trois Brigands, 1961, Coll. Musée Tomi Ungerer © Diogenes Verlag AG, Zürich/ Tomi Ungerer Estate. Photo: Martin Bernhart – Musées de la Ville de Strasbourg