Ohne Legende
Annette Messager bekannte sich ab den 1970er Jahren zur Tendenz der „Individuellen Mythologie“ und situierte ihre künstlerische Arbeit irgendwo zwischen Sammlung, Upcycling, Bastelei und Spiel. Als Materialien verwendet sie unter anderem Fotos, Zeichnungen, Stickereien, selbstgefertigte Gegenstände und ausgestopfte Tiere.
In ihren Werken beschäftigt sich die Künstlerin mit Intimität und weiblicher Identität und bewegt sich dabei bewusst in einer Grauzone zwischen Fiktion und Realität. Sie spielt mit Wörtern, Gefühlen, Klischees und Frustration; dabei mildern fantastische Elemente den Effekt und sorgen dafür, dass ihr Werk nie angsteinflößend wirkt.
„Ohne Legende“ ist eine Installation im Halbdunkel. Man erkennt eine Stadt aus Objekten und alten Spielzeugen, die von der Künstlerin mit schwarzem, mattem Papier überzogen und auf dem Boden aufgestellt wurden. Die besondere Beleuchtung verleiht den Gegenständen etwas Mysteriöses; aus ihren Schatten entsteht ein Schattenspiel. Die drei bunten Erdkugeln, die sich in regelmäßigem Rhythmus aufblasen, wirken wie der Herzschlag dieser apokalyptischen Welt. Auf einer Wand sieht man die Projektion eines riesigen Ziffernblatts, das die Sekunden herunterzählt – es erinnert an die Uhr aus dem Film „Metropolis“ von Fritz Lang, in dem die futuristische Architektur der reichen Oberschicht einer unterirdischen Arbeiterstadt gegenübersteht.
Deutlich erkennbar ist auch der Schatten der berühmten Katze von Alberto Giacometti: Man könnte meinen, das Tier schleiche durch diese imaginäre Stadt, in der die Spiele und Ängste der Kindheit ihren Ursprung nehmen.