Drei Elemente

1925
Vassily Kandinsky
erster Stock, Saal Forme Informe
Vassily Kandinsky, Drei Elemente, 1925, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

Vassily Kandinsky wurde in Russland geboren und später erst deutscher, dann französischer Staatsbürger. Seine Schriften „Über das Geistige in der Kunst. Insbesondere in der Malerei“ (1912) und „Punkt und Linie zu Fläche. Beitrag zur Analyse der malerischen Elemente“ (1926) haben die ästhetischen Theorien des 20. Jahrhunderts geprägt. 1922 wurde Kandinsky ans Bauhaus nach Weimar berufen und entwickelte dort eine „Grammatik der Bildsprache“, in der er Form, Farbe und Raumaufteilung sehr präzise Funktionen zuschrieb. Die musikalische Analogie zwischen Primärfarben und geometrischen Formen und die Erforschung einzelner Elemente standen im Zentrum seiner Überlegungen über ihren visuellen Effekt.

Neben Kurven und organischen Formen zeichnete er Kreise, Dreiecke und Quadrate. Diese Formen schätzte er ob ihrer Einfachheit, schrieb ihnen aber auch energetische Wirkungen zu: Der Kreis stand für Vollständigkeit, Balance, Geschlossenheit und Unendlichkeit; das Dreieck symbolisierte das Aufwärtsstreben, das „spirituelle Dreieck“ oder die „Pyramide der geistigen Entwicklung der Menschheit“. Durch die Verbindung dieser Formelemente mit bestimmten Farben erhielt das Werk eine inhärente spirituelle Kraft: Rechte Winkel waren rot (Quadrat), spitze Winkel gelb (Dreieck) und stumpfe Winkel blau (Kreis).

„Drei Elemente“ entstand im März 1925, kurz vor dem Umzug des Bauhauses nach Dessau, und versteht sich als bildliche Untermauerung seiner Studien. Der blaue Kreis, das gelbe Dreieck und das rote Quadrat fungieren als Gleichgewichtspole des Bildes und wirken wie ein Anker für die in der Bildmitte treibende Masse, in der sich die drei Primärfarben vermischen. Von dieser Masse geht wiederum eine unwiderstehliche Kraft aus; eine kosmische Energie, die die Pfeile magisch anzuziehen scheint.

Vassily Kandinsky, Drei Elemente, 1925, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg
Vassily Kandinsky, Drei Elemente, 1925, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg