Drei Köpfe mit Schnecke
Georg Baselitz studierte ab 1956 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Weißensee, wurde aber schon nach einem Jahr wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ der Universität verwiesen und zog nach West-Berlin. 1961 verfasste er mit Eugen Schönebeck das „Pandämonische Manifest“; ab 1980 war er Mitglied der „Neuen Wilden“.
In einer damals typisch deutschen Ausdruckstradition pflegte Baselitz eine Ästhetik der Hässlichkeit: Er stellte den anerkannten Konventionen von Können und Kontrolle eine impulsgetriebene Arbeitsweise gegenüber, die sich von jeglichem Akademismus befreite; seine Malerei bewegte sich stets an der Grenze zwischen Abstrakt und Figurativ. 1969 malte er sein erstes Bild, das „auf dem Kopf steht“ – viele weitere sollten folgen. Dem Künstler ging es darum, sich von festen Denkmustern und herkömmlichen Wirklichkeitsvorstellungen zu befreien, ohne dem Betrachter die Identifikationsmöglichkeiten zu nehmen.
Das zweigeteilte Gemälde „Drei Köpfe mit Schnecke“ gehört zu seinen ersten „Frakturbildern“. Das Motiv der Nacktschnecke, die über abgehackte Körperteile kriecht, und die disharmonische Farbgestaltung zeugen von seiner Abkehr vom guten Geschmack und dem völligen Verzicht auf visuelle oder narrative Verführungsversuche. Grün und schmutziges Rot verweisen auf Kriegstraumata; die verkrüppelten Körper, die Gegenüberstellung von Vertikalität und Horizontalität in den beiden Bildteilen und die abstrakten Elemente verleihen dem Werk eine halluzinatorische Wirkung.