Bündel des Schiffbrüchigen
Hans Arp gehörte 1916 zu den Gründungsmitgliedern der Dada-Gruppe in Zürich und stand auch den Surrealisten nahe. Er war eine Ausnahmefigur der modernen Kunst: Er brach mit der nachahmenden Kunst und lehnte die traditionelle Auffassung ab, nach der ein Kunstwerk die Weltsicht des Künstlers wiedergebe. Seine Vorstellung von der menschlichen Existenz war auch bescheidener und naturnäher als das seiner Zeitgenossen – deshalb sollten sich seine Skulpturen und Reliefs, in denen Menschliches und Organisches miteinander verschmilzt, „natürlich in die Natur einfügen“ und „so konkret und sinnlich sein wie ein Blatt oder ein Stein“.
Das „Bündel des Schiffbrüchigen“, dessen Gegenstück im Musée National d’Art Moderne in Paris zu sehen ist, besteht aus Treibholz, das der Künstler am Strand aufgesammelt hat. Auf einem Brett sind einige angerostete, menschlich gefertigte Gegenstände befestigt (Werkzeugstiel, Schwimmer, Keil). In den Händen des Künstlers wurde diese einfache Bastelei zu einem Kunstwerk mit schalkhaftem Titel.
Mit dieser künstlerischen Geste griff Arp auch eines seiner Lieblingsthemen auf: Die Überlegenheit der Natur über alles Menschenwerk. Die beiden Platten läuteten das Ende der Dada-Reliefs ein und kündeten vom Anbruch der surrealistischen Periode, in der Arp die poetischen Formen seiner Objektsprache entwickelte. Das emblematische Werk stammt aus der privaten Sammlung des Dichters und Arp-Freundes Tristan Tzara und entstand sicherlich im Beisein von Kurt Schwitters.
André Breton zeigte es 1936 in der International Surrealist Exhibition in der Galerie Ratton.