Christus verlässt den Gerichtssaal

1867-72
Gustave Doré
Erdgeschoss, Saal Le Sacré
Gustave Doré, Le Christ quittant le prétoire, 1867 – 1872, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

Gustave Doré wurde 1832 in Straßburg geboren und gehört zu den bekanntesten Illustratoren des 19. Jahrhunderts. Weil er als Maler – zumindest in Frankreich – weniger Anerkennung fand, nahm er 1868 das Angebot englischer Kunsthändler an, seine Bilder in der Doré Gallery in London dauerhaft auszustellen.  

Das religiöse Fresko „Christus verlässt den Gerichtssaal“, auch „Das Prämatorium“ genannt, war das Herzstück der Doré Gallery. Später wurde es an vielen Orten weltweit gezeigt und 1998 schließlich von den Straßburger Museen erworben.  

Das Monumentalwerk zeigt eine selten behandelte Bibelszene in einer theatralischen Inszenierung, die den späteren Sandalenfilmen in nichts nachsteht. Alle Bibelfiguren, die Jesus von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung begleiteten, sind hier vereint. Der Messias, die blutigen Spuren der Dornenkrone schon auf der Stirn, geht im Zentrum des Bildes auf das Kreuz zu, das er bis nach Golgota tragen wird. Die Aura der Figur im weißen Gewand taucht die ganze Szene in ein weiches, übernatürliches Licht. Jesus ist auch die einzige der vielen Figuren, die den Betrachter direkt anblickt.

„Christus verlässt den Gerichtssaal“ steht beispielhaft für die Gemälde, vor allem Landschaften und Bibelszenen, die Gustave Doré in seinen letzten fünfzehn Lebensjahren schuf. Das Bild beeindruckt mit seiner ausladenden Komposition, der ausdrucksstarken Darstellung der gestikulierenden Menschenmenge und seiner theatralisch-dramatischen Dimension.

Gustave Doré, Le Christ quittant le prétoire, 1867 – 1872, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg
Gustave Doré, Le Christ quittant le prétoire, 1867 – 1872, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg