Elisabeth (Nana)

1965
Niki de Saint-Phalle
Erdgeschoss, Einführungssaal Joyeuses frictions
Niki de Saint-Phalle, Elisabeth (Nana), 1965, © Adagp, Paris, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

Niki de Saint Phalle stammte aus einer großbürgerlichen Familie und erhielt die strenge Erziehung der katholischen Schulen in den USA. Die Literatur und später die bildende Kunst halfen ihr, sich von diesem Milieu zu emanzipieren. Persönliche Traumata verarbeitete sie, indem sie Formen von Gewalt – gegen sich selbst gerichtet oder im Betrachter hervorgerufen – in ihre Kunst mit einbezog. Ihre „Schießbilder“ wurden in den 60er Jahren zu Happenings, bei denen die Besucher mit Gewehren auf Bilder schossen, in welche die Künstlerin bunte Farbbeutel eingearbeitet hatte. 

Zur selben Zeit avancierte Niki de Saint Phalle zu einer bedeutenden Figur des Neuen Realismus. Mit ihren „Nanas“ – bunten, üppigen Frauenskulpturen aus Metallstrukturen und Pappmaché – läutete die Künstlerin eine „neue matriarchalische Gesellschaft“ ein. Die ersten „Nanas“ wurden 1965 in Paris ausgestellt und erinnern an die Venusfiguren des Paläolithikums. Die sehr symbolische Skulptur „Hon/Elle“, die sie gemeinsam mit Jean Tinguely und Per Olof Ultveldt entwarf und 1966 im Moderna Museet in Stockholm vorstellte, hatte die Form einer riesigen Frau, die vom Publikum betreten werden konnte. „Elisabeth“ verfügt über klassische weibliche Geschlechtsmerkmale, hat aber keine Arme und einen verkümmerten Kopf. Ausdruck des dumpfen Schmerzes eines misshandelten Körpers oder prall-buntes Plädoyer für Sinnlichkeit und Sexualität? Die Frauenfigur strahlt eine Lebenskraft aus, die nicht ohne Ambivalenz ist.

Niki de Saint-Phalle, Elisabeth (Nana), 1965, © Adagp, Paris, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg
Niki de Saint-Phalle, Elisabeth (Nana), 1965, © Adagp, Paris, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg