Kleiekotzer
Diese früher oft grell bemalten Holzmasken waren in Getreidemühlen Bestandteil des Mehlkastens. Nach dem Sieben und Trennen des gemahlenen Getreides in einem Rüttelbeutel fiel das Mehl in die Mahlkìscht, die als Tierfutter verwertete Kleie in die andere Kiste. Aufgabe des Kleiekotzers war es, die Kleie durch sein großes Maul auszuscheiden und das wertvolle Mehl zurückzuhalten.
Diese Masken sollten mit ihren furchterregenden Fratzen böse Geister fernhalten und den Arbeitsertrag der Bauern und Müller beschützen. Dazu kamen sie in Gestalt von Unholden daher oder als das, was den elsässischen Bauern damals Angst einflößte: als Fremde, mythologische Ungeheuer, Soldaten oder wie hier als Teufel.
Dieses Bedürfnis nach Schutz hatte einen realen Hintergrund, nämlich eine gefährliche Plage: Früher passierte es oft, dass Getreide und in der Folge Brot als wichtigstes Grundnahrungsmittel durch den Mutterkornpilz vergiftet war. Dieser Parasit befiel vor allem Roggen und übertrug eine Krankheit, den Ergotismus, der Halluzinationen hervorrief, zum Absterben der Gliedmaßen führen konnte und mitunter tödlich endete. Bekannt ist diese Krankheit auch als „Antoniusfeuer“ oder „Mutterkornbrand“.