Geburtsstuhl

1837
Hurtigheim (Dep. Bas-Rhin)
Saal Lebensabschnitte, Geburt
Chaise d’accouchement, 1837, Hurtigheim, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

Dieser Geburtsstuhl aus dem Jahr 1837 besteht aus Obstbaumholz und ist mit dem Maikrug als Fruchtbarkeitssymbol verziert. Er gehörte der Hebamme Anna Willig, geb. 1806, die in Hurtigheim tätig war. Möglicherweise war dieses sehr schöne Stück ein Prestigeobjekt oder diente Demonstrationszwecken. Der Stuhl besitzt zwei abnehmbare Armlehnen, die Rückenlehne lässt sich einklappen. So konnte ihn die Hebamme in einer Ledertasche verstauen und zu Hausgeburten mitnehmen.

Während der Geburt saß die Hebamme der Gebärenden gegenüber und leitete sie an. In leicht gebückter Haltung konnte sie ihr direkt beim Entbinden helfen. Von dieser Stellung, die ähnlich auch bei Naturvölkern bekannt ist, kommt das Wort Hebamme (elsässisch: Hewàmm), zusammengesetzt aus „heben“ (hewwe) und „Amme“ (Àmm), einem frühen Wort für Mama. Die Hebamme ist also die Mama, die das Kind zum ersten Mal hebt und in den Händen hält.

Die meisten Geburtsstühle waren nicht verziert und viel robuster gebaut als dieser. Manche hatten sogar Riemen zum Festschnallen der Füße.

Der ausgestellte Stuhl befand sich bis 1947 im Besitz der Nachfahren von Anna Willig und wurde dann Verwandten anvertraut, die ihn 1969 dem Elsässischen Museum schenkten.

Chaise d’accouchement, 1837, Hurtigheim, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg
Chaise d’accouchement, 1837, Hurtigheim, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg