Kreismesser

19. Jahrhundert
Saal Lebensabschnitte, Geburt
Kreismesser, 19e siècle, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

Bei diesem großen, abgerundeten Kreismesser handelt es sich um ein Exorzismus-Messer aus dem 19. Jahrhundert. Es ist das einzige noch existierende Messer dieser Art in Europa.

Es kam in der jüdischen Gemeinschaft bei Entbindungen während des sogenannten Kreisrituals zum Einsatz. Bei dieser magisch-religiösen Praxis wurden über dem Kopf von Mutter und Neugeborenem mehrere Kreise beschrieben, die unheilvolle Kräfte und böse Geister fernhalten sollten. Besondere Schutzwirkung wurde der Schneide zugeschrieben, denn Metall galt als starker Abwehrschild gegen das Böse. Diese Schneide trägt die hebräische Inschrift „Du lässt eine Hexe nicht am Leben“.

Geburten waren früher risikoreich, nicht selten starb die Gebärende oder das Neugeborene. Den Kindstod führten Juden oft auf den bösen Einfluss von Adams erster Frau Lilith zurück. Man glaubte, ihr fielen Neugeborene zum Opfer, die nicht durch Amulette oder Rituale geschützt waren.

Im ganzen Elsass verbreitet war die Legende vom Dockele. Dieser vampirähnliche böse Geist stand im Ruf, sich auf die Brust von Säuglingen zu setzen, um ihnen den Lebensgeist auszusaugen, sodass sie erstickten. Nach diesem in ganz Europa bekannten Mythos wurden böse Träume benannt: auf Elsässisch „Àlbtroem“, auf Deutsch „Albtraum“ (also Traum des Albs), auf Englisch „nightmare“ (Geist der Nacht), auf Französisch „cauchemar“ (Druck des Geistes).

Kreismesser, 19e siècle, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg
Kreismesser, 19e siècle, Photo : Mathieu Bertola – Musées de la Ville de Strasbourg