Vase
Nach der Angliederung Straßburgs an das Königreich Frankreich im Jahr 1681 erlebte die Goldschmiedekunst eine Glanzzeit. Vor allem die Straßburger Silbervergoldung (Vermeil) stand in hohem Ruf. Die Ausübung des Handwerks war durch das Zunftsystem geregelt, und die Werkstätten wurden vom Vater an den Sohn weitergegeben. In Straßburg prägten mehrere große Familien die Goldschmiedekunst, darunter die Kirstein-Dynastie, deren bedeutendster Vertreter Jacques Frédéric Kirstein war. Das kostbarste Stück aus seiner Hand ist die 1825 geschaffene monumentale Vase mit Greifkopfhenkeln, die er 1834 bei der 8. Pariser Gewerbeausstellung präsentierte. Aufgrund ihres prächtigen Dekors und der Qualität ihrer Ausführung, bei der verschiedene Techniken wie Ziselieren, Gravieren und Silberguss im Wachsausschmelzverfahren zum Einsatz kamen, ist diese Vase ein echtes Meisterwerk. Die greifkopfförmigen Henkel entspringen aus einem Geflecht von Akanthusblättern; um ihre Befestigungen an der Vase winden sich Schlangen. Das Rundfries erinnert an die Bemalung antiker Keramik. Es spielt auf die Napoleonischen Feldzüge an – ein Beleg für die Treue des Goldschmieds zu Napoleon I. und zur Ornamentik des Ersten Kaiserreichs. Im Gegensatz zu den anderen Straßburger Goldschmieden, die ihr Handwerk im Zuge der Revolution aufgeben mussten, waren die Kirsteins bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts aktiv. Jacques Frédéric Kirstein galt als einer der bedeutendsten nicht in Paris ansässigen Goldschmiede seiner Zeit.