Grabstele eines Bauernpaares
Eine der reizvollsten Grabskulpturen der Sammlung stammt aus dem Dorf Oberhaslach und stellt ein Bauernpaar dar. Aufgrund ihrer bildnerischen Qualität und der detailreichen Darstellung der Kleidung ist diese Skulptur ein bemerkenswerter Beleg der Volkskunst zu Ende des 3. Jh. n. Chr. Das Paar ist stehend unter einem Doppelbogen dargestellt. Die beiden Figuren tragen die einheimische Tracht. In den Händen halten sie die für die Reise ins Jenseits und das Totenmahl unverzichtbaren Attribute. An der Basis der Stele befindet sich eine Aushöhlung, die höchstwahrscheinlich für die am Grab dargebrachten Opfergaben bestimmt war. Über dem Bogen, unter dem die weibliche Figur steht, ist ein kleines Loch eingelassen: Da die Stele gewiss beim Tod des Mannes angefertigt wurde, war hier vermutlich ein Schleier befestigt, der die Figur der Frau zu deren Lebzeiten verhüllte.
Diese Stele veranschaulicht den gallorömischen Kleiderstil sehr gut. Die Frau trägt eine Stoffhaube, unter der ihre in der Mitte gescheitelten Haare hervorschauen. Ihre Schultern sind mit einem breiten Schal bedeckt, der sich über der Brust kreuzt, weiter unten in zwei am Körper anliegenden Bahnen ausläuft und in Bommeln endet. In der rechten Hand hält sie einen bauchigen Krug, in der linken einen runden, mit Obst gefüllten Korb. Der Mann zu ihrer Linken ist bärtig, sein Haar fällt in geordneten Strähnen nach hinten. Er ist mit einer breitkragigen Tunika bekleidet und trägt über den Schultern einen dicken Wollumhang mit Kapuze. Dieser als cucullus bezeichnete gallische Mantel wurde von den Römern schnell übernommen und ins ganze Römische Reich exportiert. In den Händen hält der Mann einen bauchigen Becher und ein Stück Stoff.