Das Stadtmodell
Das 1727 erstmals erwähnte große Stadtmodell von La Devèze ersetzte ein früheres Modell, das 1688 in Vaubans Auftrag für die Königliche Stadtmodellsammlung angefertigt worden war. Anhand dieser Modelle verschaffte sich der Herrscher einen genauen Überblick über alle Festungen in seinem Reich.
Die Straßburger Stadtmauer war im Norden und Westen durch Hornwerk und im Süden durch einen flutbaren Glacis verstärkt. Im Osten wurde die Stadt von der Zitadelle kontrolliert; vor der Porte Blanche im Westen und der Porte de Pierre im Norden verlief ein Graben innerhalb der Mauer. Im Gegensatz zu den neuzeitlichen Befestigungsanlagen weist das Stadtbild die typischen Merkmale einer in Mittelalter und Renaissance gewachsenen Stadt auf. Das Modell datiert aus der Zeit vor dem Bau des Rohan-Schlosses, mit dem sich der Einfluss der französischen Baukunst in Straßburg etablierte.
Dieses Modell gestattet die räumliche Wahrnehmung der Stadt und ist deshalb ein sehr wertvolles Instrument für die historische Analyse. Wie alle Modelle dieser Art wurde es im Maßstab 1:600 erstellt, eine Ausnahme bilden lediglich einige öffentliche Bauwerke, so das im Maßstab 1:500 dargestellte Münster. Das Modell ruht auf 23 Nadelbaumholzplatten und besteht aus mit Papier bezogener Pappe.
Das Straßenpflaster ist aufgemalt, Grünbereiche und Felder sind aus Flockseide gefertigt. Das Holzgerüst der Häuser ist mit bemaltem Papier verkleidet.
In Paris wurde das Modell im Louvre, dann im Tuilerien-Palast und später im Invalidendom aufbewahrt. 1815 kam es nach Napoleons 100-Tage-Herrschaft als Kriegsbeute ins Berliner Zeughaus und von dort 1902 nach Straßburg. Seit 1922 wird es im Historischen Museum ausgestellt.