Das Jüngste Gericht nach Michelangelo
Ende des 16. / Anfang des 17. Jahrhunderts war in Straßburg die Miniaturmalerei weit verbreitet. Aus dieser Tradition ging eine Schule hervor, die durchaus als Straßburger Miniaturschule bezeichnet werden kann. Besonders begehrt waren Miniaturen bei Sammlern, die mit den kleinen Gemälden ihre Wunderkammern schmückten. Eine prägende Figur der Bewegung war Friedrich Brentel. Er übertrug vor allem Kupferstiche in Miniaturen, wie auch bei dieser Interpretation eines der berühmtesten Werke der Renaissance. Michelangelos Originalfresko kannte Brentel nicht, denn er war nie in Italien gewesen. Als Grundlage für sein Miniaturgemälde diente ihm ein Stich, der sich in seinem Besitz befand; die Farben wählte er nach eigenem Dafürhalten. Das nur 40 Zentimeter hohe Bild gilt als Brentels größtes Format, der überwiegende Teil seines Schaffens ist also der Miniatur zuzuordnen.