Haremsszene

1854
Théodore Chassériau
Roter Saal – 19. Jahrhundert
Théodore Chassériau, Femme mauresque sortant du bain, 1854, Photo : Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wird von einer Orientalismus-Welle erfasst, die zahlreiche Künstler über das Mittelmeer lockt. Théodore Chassériau gehört dazu. 1846, vierzehn Jahre nach Delacroix' Aufenthalt in Marokko, folgt er einer Einladung des Kalifen von Constantine und schifft sich nach Algerien ein. Dort erlebt er eine Offenbarung: „Das Land ist sehr schön und sehr neu“, schreibt er. „Ich lebe in Tausend und einer Nacht. Ich bin überzeugt, dass dies meiner Kunst zugutekommen wird.“

Tatsächlich bietet Algerien Chassériau viel mehr als nur eine exotische Abwechslung. Wie schon Delacroix vor ihm, sieht er die Dinge mit anderen Augen. Er ist sich sicher, hier die Zeugen der Urvölker zu beobachten, der Völker aus den Zeiten Homers und der Bibel. Von dieser Reise bringt er zahllose Skizzen und Notizen mit, die seine Inspiration beflügeln werden.

In dieser Haremsszene von 1854 lässt der damals 35-Jährige Bilder aus dem Orient und persönliche Erinnerungen ineinanderfließen. Richten Sie Ihr Augenmerk auf die zentrale Figur des Gemäldes: Ihre Form ähnelt jener der antiken Venus. Und ihre Gesichtszüge erinnern nicht an eine Orientalin, sondern eher an die Schauspielerin und Lebedame Alice Ozy, mit der der Maler eine leidenschaftliche und skandalöse Beziehung führte.

Farbe, Licht, Pinselführung und Inspiration: das gesamte Werk Chassériaus spiegelt die unvergessliche und unauslöschliche Erfahrung seiner Reise in den Orient wider.

Théodore Chassériau, Femme mauresque sortant du bain, 1854, Photo : Musées de la Ville de Strasbourg
Théodore Chassériau, Femme mauresque sortant du bain, 1854, Photo : Musées de la Ville de Strasbourg