Kephalos und Prokris
Veronese ist, zusammen mit Tizian und Tintoretto, einer der talentiertesten Maler im Venedig des mittleren und ausgehenden 16. Jahrhunderts.
Velásquez hat das Werk Der Tod der Prokris, zusammen mit seinem Gegenstück Venus und der schlafende Adonis, 1641 in Venedig für seinen König gekauft. Um 1810, während der Unruhen, die Napoleons Reich erschütterten, wurden die beiden Gemälde getrennt. Das zweite befindet sich nun im Museo del Prado in Madrid. Beide verbindet das gemeinsame Motiv der Jagd.
Tauchen wir ein in die Metamorphosen von Ovid. Prokris folgt ihrem Ehemann Kephalos, dem Enkel des Windgottes Aiolos, in den Wald. Sie ist sich sicher, dass Kephalos sie während seiner einsamen Jagdausflüge mit dem „lieblichen Lüftchen“ betrügt. Als ihr Gatte ein leichtes Rascheln vernimmt, wirft er seinen magischen Speer, eben jenen, den Prokris ihm schenkte. Der Unglückliche trifft seine Liebste mitten in die Brust. „Als ich sie fand, lag sie im Sterben“, berichtet er, „Die verrutschten Kleider mit Blut beschmutzt, zog sie – ah, welch Elend! – die Waffe, die sie mir selbst geschenkt hatte, aus der Wunde.“
Prokris stirbt, doch zuvor kann Kephalos ihr noch seine Treue versichern. Um das Antlitz des Todes darzustellen, muss der Künstler auf seine nüchterne Eleganz verzichten und die Gesichtszüge der Sterbenden verzerren. Die Szene spielt sich bei Sonnenuntergang ab. Die ausgewählten Farben betonen den unheilvollen Charakter der Szene. Das Blattwerk unterstreicht die Trauer. In der Ferne erahnt man die Jagdgefährten des Kephalos und das Jenseits, in das Prokris entschwebt.