Maria in der Weinlaube

um 1541-1543
Hans Baldung Grien
Strasbourg
Saal 30
Hans Baldung Grien, Vierge à la treille, vers 1541-1543, Photo : Musées de la Ville de Strasbourg

 

 

In der Stadt

Auch nach der Reformation malt Baldung Grien religiöse Themen für private Auftraggeber, vor allem Madonnen, deren freie Behandlung und ambivalenter Charakter erstaunlich sind. Die hübsche Jungfrau mit der zweireihigen Perlenkette hält mit einer Hand ihr dunkelrotes Samtkleid fest. Das weißblonde Haar ergießt sich über die Schultern. Mit der anderen Hand hält sie das schlafende Christuskind, das in ein durchsichtiges Tuch gewickelt ist. Ein nackter Engel beugt sich über das Kind und versucht es aufzuwecken. Er will ihm eine Weintraube überreichen, das Symbol des Opfertodes. In der Weinlaube im Hintergrund treiben fünf kleine Engel ihr munteres Spiel. Sie sind in Baldungs Gemälden häufig zu finden. Mit ihrem wachsfarbenen Inkarnat hebt sich die Madonnengruppe scharf vom Hintergrund ab. Dadurch bekommt das Bild ein irreales, fast künstliches Gepräge. In der Tat machen sich in der zweiten Schaffensphase des Künstlers manieristische Tendenzen bemerkbar, die sich vor allem in grellen Farben, scharfen Kontrasten und theatralischen Kompositionen äußern.

Hans Baldung Grien, Vierge à la treille, vers 1541-1543, Photo : Musées de la Ville de Strasbourg
Hans Baldung Grien, Vierge à la treille, vers 1541-1543, Photo : Musées de la Ville de Strasbourg