Hl. Magdalena und Katharina
Der aus Schwaben stammende Baseler Maler Konrad Witz ist ebenfalls ein herausragender Vertreter der Kunst des 15. Jahrhunderts nördlich der Alpen. Manche halten ihn für den kühnsten Erneuerer, den die deutsche Kunst vor Dürer hervorgebracht hat. Die Tafel mit der Heiligen Magdalena und der heiligen Katharina entstand in der Reifezeit des Künstlers. Vermutlich gehörte sie zu einem Flügelaltar. Der Künstler zeigt ein bis dahin unbekanntes Interesse an einer realistischen Raumdarstellung. Gleichzeitig ist er bestrebt, die Monumentalität von Massen und Körpern einzufangen. Die beiden heiligen Frauen sitzen in einem Gang, der mit grauen Platten belegt ist. Es könnte der Gang eines Klosters sein, aber auch das Seitenschiff einer Kirche. Links öffnet sich der Raum zu einer Kapelle mit einem Altar. Auf dem Altar stehen ein vergoldeter Kandelaber und ein Altaraufsatz, auf dem der gekreuzigte Christus, Maria und der heilige Johannes dargestellt sind. Die beiden Frauen sind reich geschmückt. Ihre mit Pelz besetzten und mit Perlen bestickten Kleider füllen den unteren Teil des Gemäldes aus. Der Faltenwurf zeichnet sternenartige Gebilde auf den Stoff, die ein Eigenleben zu führen scheinen. Die Körper lassen sie kaum erahnen. Neben der heiligen Katharina liegt das Rad, Symbol ihres Märtyrertums. Es wirft einen Schlagschatten auf den Boden. Die links sitzende Magdalena hält ihr Attribut in der Hand: ein Salbgefäß. Die Namen der Frauen stehen auf den vergoldeten Heiligenscheinen. Der Raum ist konsequent durchgestaltet, die Perspektive solide konstruiert. Die räumlich aufgefassten Figuren können sich frei bewegen. Trotzdem wirken sie noch ziemlich steif und ausdruckslos.. Durch die Öffnung am Ende des Ganges führt der Blick auf die Schaufenster einer Künstlerwerkstatt. Es könnte sich um Witz’ eigene Werkstatt handeln. Man erkennt Gemälde und bemalte Skulpturen. Bemerkenswert ist auch das Spiel von Licht und Schatten, vor allem in der Pfütze im Hintergrund, das die Illusion der Wirklichkeit noch steigert.