Verstorbenes Liebespaar
Die Tafel mit der Darstellung eines Verstorbenen Liebespaares bildete ursprünglich die Rückseite des Liebespaares, das im Museum von Cleveland in den USA zu sehen ist. Dabei handelt es sich um den Gemäldetypus des makabren Doppelporträts, der Mitte des 15. Jahrhunderts aufkam und als privates Andachtsbild für den Hausgebrauch bestimmt war. Der Auftraggeber konnte sich in seine Betrachtung versenken und dabei über die Eitelkeit alles Irdischen meditieren. Diese Tafel steht in der deutschen Tradition der Todesdarstellungen. Möglicherweise geht sie auf den Stich Der Jüngling und der Tod zurück, dessen Urheber der sogenannte Hausbuchmeister ist, einer der bedeutendsten anonymen Künstler der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine Zeitlang galt die Tafel als Frühwerk von Matthias Grünewald — zu Unrecht. Vieles spricht für die heutige Zuschreibung an einen Ulmer Meister. Bemerkenswert sind vor allem der krasse Realismus und die abgezehrten, wurmzerfressenen Körper, die trotzdem erstaunlich robust wirken. Das verstorbene Liebespaar verkörpert in einer dramatischen Vision die Flüchtigkeit von Jugend, Schönheit und Liebe.