Handschuhe aus Muschelseide (Edle Steckmuschel, Pinna nobilis)
Diese Handschuhe aus Muschelseide stammen aus Jean Hermanns Naturkundlichem Kabinett, das den Grundstock des Museums bildete. Hermann beschrieb sie wie folgt: „Frauenhandschuhe aus Byssus oder Muschelseide. Man muss sie mehr noch als Wolle vor Motten schützen. Präsent von Herrn Ribasse aus Sizilien, der 1789 und 1790 meinen Mineralogie-Kurs besuchte“.
Muschelseide wird aus einem Sekret hergestellt, das u. a. Steckmuscheln (Pinna nobilis) mit ihren Fußdrüsen produzieren, um sich an Felsen anzuhaften. Im Altertum und im Mittelalter galt die braungolden schimmernde Seide als sehr kostbar. Aus ihr wurden Königsmäntel und Umhänge für ägyptische Hohepriester gefertigt. In Sizilien, Sardinien und Kalabrien webte man daraus Handschuhe und Tarentiner Stoff.
Die Edle Steckmuschel lebt im Mittelmeer. Sie kann bis zu 1,20 Meter lang werden und zählt damit zu den größten Muscheln der Welt. Ihre früher zahlreichen Populationen schrumpfen zusehends. Die Hauptgründe dafür sind übermäßige Entnahme, Schleppnetzfischerei und Wasserverschmutzung durch Chemikalien. In Frankreich sowie in der gesamten EU steht diese Art unter Schutz.